Ein Gutshof mit langer Tradition

Mooseurach liegt auf einem großen, lang gestreckten Drumlin (länglicher Hügel), den der Loisachgletscher der Würm-Eiszeit aus den älteren Sedimenten gehobelt hat. Mooseurach ist wohl seit dem frühen Mittalter besiedelt, doch gibt es kaum Zeugnisse. 1860 bestanden in Mooseurach drei Bauernhöfe, deren Besitzer alle den Namen Schwaighofer trugen. In der Agrarkrise nach dem deutsch-französischen Krieg (1870-71) verkauften sie die Höfe an Baron A. von Le Bret, einen Kammerherrn des Bayerischen Hofes, der Mooseurach als Sommerfrische für seine Familie nutzte und einen ersten Gutsbetrieb einrichtete. Der Rinderstall mit böhmischen Gewölbe im Südwesten des Gutes erinnert noch an diese Zeit.

Der Unternehmer Robert Bosch

1912 erwarb Robert Bosch das Gut Mooseurach. Er stammte aus einer Bauernfamilie und sein Stuttgarter Unternehmen war mit der Hochspannungs-Magnetzündung für Automobile so erfolgreich geworden, dass er seinem Interesse für die Modernisierung der Landwirtschaft folgen konnte. Er hatte schon vorher die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Torfverwertungsgesellschaft am heutigen Boschhof übernommen und hatte sich zum Ziel gesetzt, die Moore zu entwässern, den Torf industriell zu verwerten und auf den Flächen eine ertragreiche Landwirtschaft aufzubauen.

In dieser Zeit erwarteten viele, dass Deutschland Hungersnöten entgegen gehe, weil die landwirtschaftliche Produktion mit dem Wachstum der Bevölkerung nicht mithalten konnte. Die Kultivierung von Ödland galt deshalb als dringend notwendige Pioniertat.

In den 20er und 30er Jahren …

… wuchsen die Boschhöfe, zu denen nun neben Mooseurach und dem Boschhof auch Sterz, Nantesbuch, Karpfsee, Fletzen und der Schwarzenhof in Höfen gehörten, zu einem Musterbetrieb mit eigener Molkerei, eigenem Anschluss an die Isartalbahn und eigenen Verkaufsstellen in München heran. Sie waren der größte Arbeitgeber der näheren Umgebung und wirkten im weiten Umkreis als Vorbild für Viehzucht und Grünlandbewirtschaftung.

Der Ackerbau auf den drainierten Mooren erwies sich jedoch ebenso wie die Torfverwertung als Fehlschlag und wurde nach dem 2. Weltkrieg wieder eingestellt.

Die Gras-Silage, die Robert Bosch auf einer Argentinienreise kennen gelernt hatte und als einer der Ersten in Süddeutschland einführte, erleichterte die Grünlandwirtschaft im Voralpenland entscheidend. Bislang hatten die häufigen Sommer-Regen in ungünstigen Jahren zu verlorenen Heuernten und zu schwerem Futtermangel im Winter geführt. Die Türme der Hochsilo-Anlagen prägten das Bild der Höfe für Jahrzehnte, bis die heutigen Flachsilos sie ersetzten.

Robert Bosch liebte Mooseurach sehr, hierher zog er sich im Alter häufig zurück, um Abstand von der Situation in Stuttgart zu gewinnen, die durch die Herrschaft der Nationalsozialisten, denen er kritisch gegenüberstand, immer schwieriger wurde.

Der Gemeinderat von Königsdorf ernannte ihn 1938 wegen seiner Verdienste um die Gemeinde zum Ehrenbürger.
Nach seinem Tod im Jahr 1942 führte seine Familie den Gutsbetrieb bis 1976 weiter.

10 Jahre später…

… wurde die eigene Landwirtschaft auf den Mineralböden des Mooseuracher Hügels als ökologische Mutterkuhhaltung wieder aufgenommen.
Die ehemals drainierten Moorflächen dagegen werden allmählich wieder in Hochmoore, Streuwiesen und naturnahe Moorwälder überführt.



An den Anfang scrollen